Stell dir vor: Du betrittst eine Schule, und anstelle von Schülern mit Büchern und Ranzen rennen Hunde, Schweine und sogar Ratten durchs Klassenzimmer. Aber sie lernen nicht Mathe oder Geschichte – sie werden für große Kinoauftritte trainiert! Klingt wie ein verrückter Film? Ist aber Realität.
Die ungewöhnlichste Filmhochschule der Welt
Im britischen Hertfordshire, unweit von London, befindet sich ein Ort, der alle Erwartungen sprengt: Das Animal Acting Studio von Gill Raddings. Hier werden Tiere zu echten Filmprofis ausgebildet – mit Disziplin, Geduld und einer Portion Promi-Flair.
Gill Raddings gründete ihre tierische Schauspielschule vor über 25 Jahren. Seitdem züchtet und trainiert sie Tiere, die regelmäßig in Hollywood-Produktionen, Werbespots und Fernsehserien auftreten. Ihr bekanntester Schüler? Ein Jack-Russell-Terrier namens Mabel, der in zahlreichen BBC-Shows mitgespielt hat.
Von der Farm ins Rampenlicht
Die Tiere leben auf einem 8 Hektar großen Gelände mit Stallungen, Trainingsplätzen und allerlei Requisiten. Hier werden sie nicht nur versorgt, sondern auch auf ihre Rollen vorbereitet. Ziel: Sie sollen sich ruhig, zuverlässig und kontrollierbar vor der Kamera verhalten.
Diese Tiere lernen Schauspielerei
- Hunde: Besonders beliebt bei Filmproduktionen, da sie schnell lernen und sich gut anpassen.
- Schweine: Überraschend clever, lernfähig und sehr fotogen – ideal für Kinderfilme und Komödien.
- Ratten: Klein, flink und für gewisse Szenen unersetzlich – zum Beispiel in Actionfilmen oder historischen Settings.
- Pferde, Katzen, Hühner und sogar Krabben – jedes Tier bekommt seine Chance im Scheinwerferlicht.
Wie trainiert man ein Tier für den Film?
Die Ausbildung beginnt früh. Welpen oder junge Tiere werden zuerst auf Menschen geprägt. Dann beginnt ein stufenweises Training anhand von Kommandos, Lichtsignalen oder Handzeichen. Ziel ist es, dass das Tier exakt auf Knopfdruck bestimmte Bewegungen oder Reaktionen auslöst.
Manchmal sind auch Körperdoubles gefragt. Wenn ein Tier mehrere Rollen spielen muss – etwa ein Hund in verschiedenen Altersstufen – werden optisch ähnliche Tiere eingesetzt.
Training mit viel Geduld
Das Besondere: Jedes Tier wird auf seine individuelle Persönlichkeit hin trainiert. Es geht nicht um Dressur, sondern um Partnerschaft. Die Trainer setzen auf positive Verstärkung, also Belohnungen statt Zwang. Schreien oder Gewalt? Absolut tabu.
Filmstar mit Fell – echte Erfolge auf der Leinwand
Die Tiere der Schule waren bereits in vielen bekannten Produktionen zu sehen. Beispielsweise arbeiteten sie mit bei „Harry Potter“, „Game of Thrones“ und zahlreichen BBC-Dokumentationen. Auch in Werbespots großer Marken wie IKEA oder John Lewis tauchen ihre vierbeinigen Stars immer wieder auf.
Besonders gefragt sind natürliche Szenen – ein Hund, der seinen Kopf schief legt; ein Schwein, das durch eine Pfütze rennt; eine Katze, die langsam auf die Kamera zuschleicht. Was locker aussieht, ist oft das Ergebnis monatelanger Vorbereitung.
Was passiert nach dem Karriereende?
Auch Tierstars gehen irgendwann in Rente. Viele bleiben dann bei ihren Trainern oder werden an liebevolle Pflegeplätze vermittelt. Gill Raddings übernimmt oft selbst ältere Tiere – sie dürfen ihren Lebensabend auf dem Hof verbringen, wo alles begann.
Fazit: Eine zweite Hollywood-Welt mit Fell und Pfoten
Die Filmschule für Tiere beweist, dass Talent kein Menschending ist. Mit Herz, Hingabe und professioneller Ausbildung werden aus einfachen Tieren echte Leinwandhelden. Es ist ein faszinierender Blick hinter die Kulissen einer Branche, in der bellende, grunzende oder quiekende Darsteller genauso wichtig sind wie ihre menschlichen Kollegen.
Also, wenn du das nächste Mal einen Hund mit treuem Blick im Kino siehst – denk daran: Er war in der Schule. Und zwar nicht irgendeiner.
